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MAM
mzDatum: Dienstag, 2010-11-09, 12:23 PM | Nachricht # 1
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Der Bass Expander bedient sich einer komplett analogen Klangerzeugung. Wenn man mal den Silberfisch aufschraubt (...don’t try this at home!) wird man von einer Vielzahl von Transistoren, Widerständen und Drähtchen überrascht. In Zeiten von nativen DSP Systemen wirkt das superalt und überholt – zugleich aber auch faszinierend und geheimnisvoll. Mich persönlich spricht so etwas an, denn man kann bei analogen Bauteilen auch von deren Schwankungen ausgehen, die eine gewisse Lebendigkeit in den Klang bringen können – ein wirklich individuelles Klangbild wohnt jeder Analogbüchse inne.
Das Innenleben der MB wird durch nahezu die gleichen Elemente wie die echte TB-303 gesteuert. Nur der Sequenzer des Originals ist leider durch eine Midischnittstelle ersetzt worden. Leider gibt es keine Midi Thru Schnittstelle, die MB33 empfängt nur das Signal, leidet es aber nicht weiter. Schade, aber zu verkraften. Immerhin ist der MIDI-Kanal durch die vier Dip-Schalter frei wählbar (Klar: 4 x 4 Dip-Schalter ergibt die 16 Kombinationen für die entsprechenden 16 Midikanäle. Einfacher geht nicht!). Das Audiosignal wird durch einen Mono-Klinkenanschluß angeschlossen; es steht auch ein Audio-VCF-Eingang zur Verfügung, der externe Sounds direkt am OSC vorbei dem Filter zum Futtern vorsetzt.

Die stufenlos mischbaren Wellenformen (die Original TB-303 konnte nur Rechteck oder Sägezahn, die Wellen waren nicht mischbar!) muten ein wenig exotisch an: Denn beide Wellenformen stehen gleichzeitig zur Verfügung! Man kann also nur den Anteil der jeweiligen Wellenform bestimmen, ein echtes Waveshaping gibt es leider nicht! Die vom VCO gewonnenen Wellen laufen durch ein kraftvolles 24dB Filter. Das Filter ist in Cutoff, Resonance und ENV-Modulation regelbar und orientiert sich damit am „Original“. Regelbar ist auch noch die rudimentär vorhandene Hüllkurve: Decay und Accent stehen zur Verfügung. Dabei schaltet sich der Accent ab einem Midi-Velocity-Wert von 120 ein. Über Midi ist auch noch der Slideparameter steuerbar, der sich an der Notensetzung orientiert. Bei überlappenden Noten wird die Slide-Funktion eingeschaltet.

Im Endeffekt läßt sich die MB33 fast wie eine TB-303 bedienen. Identische Regler und ähnliche Parameter ließen damals Hunderte von Technojüngern zum Nachbau greifen. Allein durch den geschickt gewählten Namen (spätere Modelle von anderen Firmen waren sich da nicht zu schade, noch einen drauf zu setzen!) und die gleiche Benennung der Bedienelemente suggerierte MAM dem Zielpublikum „Acid-Sound zum Einsteigerpreis“. Denn die MB33 kostete bei Erstauslieferung gerade mal so um die 300DM.
Ein Kampfpreis.

Aber für was eignet sich eigentlich die 19“ Flunder und macht ein Acid-Bass-Synth nach der großen Acid-Euphorie überhaupt noch Sinn?
Eine TB-303 Emulation bekommt man mit der MB-33 allemal hin. 100% ist der TB-303 Sound in all seinen Schattierungen durch die MB-33 nicht zu reproduzieren. Gerade im Bereich „Selbstoszillation“ ist der Original-Japaner von Roland bissiger, während der Erlangener noch brav zwitschert. Trotzdem ist im Rahmen des Klangspektrums das authentische Acid-Feeling reproduzierbar und allemal für wenig Geld erreichbar. Sozusagen die Demokratisierung der Acid-Welle. Retro-Fans und Neu-Acid-Freaks werden ihre ersten „Aha“ Erlebnisse haben, genauso wie sich Technik-Fetischisten mal über einen auf den ersten Blick erklärenden Synth freuen dürften.
Durch den Wegfall des Sequenzers und die Zusammenführung von 303-Klangerzeuger und Midischnittstelle wurden aber auch ganz neue Einsatzgebiete für einen so minimalistischen Bassexpander erschlossen. Schnöde Bassbegleitung und komplexe Sequenzerfiguren sind ohne Komplikationen möglich und die MB-33 macht bei dieser Aufgabe eine sehr schlanke Figur. Deepe Off-Beat Bässe sind genauso im Poti-umdrehen gebastelt, wie die typischen 80er Jahre Italo-Disco Sägezähne. Leider ist man mit vier Oktaven Oszillator-Umfang etwas limitiert.

Aufgrund des wirklich druckreichen und vollen, warmen Sounds, benutze ich die MB33 mittlerweile als den „Brot-und-Butter-Bass“ im Studio. An den typischen Acid-Figuren habe ich mich mittlerweile überhört, die MK I nutze ich daher für unmodulierte Basslines, die eher das Bassfundament stützen und nicht ganz so weit vorne in der Aufmerksamkeit des Zuhörers stehen. Als Basisbass ist die MB33 angenehm hintergründlich und drängt einen Track nicht ganz so sehr seinen Charakter auf, wie es normalerweise bei den meisten TB-303 Produktionen der Fall ist.



 
mzDatum: Dienstag, 2010-11-09, 12:24 PM | Nachricht # 2
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Die MB-33 wurde zunächst im silbernen Design ausgeliefert, danach im typischen MAM grün/grau/schwarz und es gab die Bassflunder im furchtbar poppigen/orangenen Style als FB-33 (Freebass-33). Technisch gesehen handelt es sich aber um die gleichen Geräte.

Nach einigen Monaten Produktlebezeit, hat MAM der MB-33 einen großen Bruder zur Seite gestellt: Die MB-33 MK II.
Maßgebliche Veränderung zur ersten Version: Volle Midisteuerung der Bedienelemente, Suboszillator und Distortion.
Gerade die Midisteuerung war ein ordentlicher Burner und hoher Neidfaktor bei allen MK I Besitzern: Acidlines leben halt nun mal durch Modulation und diese immer wieder per Hand durchzuführen war lästig. Da bot sich eine Midisteuerung an, die das bloße „Cutoff auf – Cutoff zu“-Spiel beherrscht. Dadurch stehen den Solo-Musiker endlich wieder beide Hände zur Verfügung, die an anderer Stelle mit Sicherheit vermißt wurden.
Der Suboszillator ist natürlich zum „Andicken“ des Sounds gedacht. Allerdings verläßt man bei Einsatz des Sub-OSC den klassischen TB-303 Bereich. Wenn’s schön macht... und der Unter-Oszillator macht seinen Dienst wirklich gut: Im Gleichtakt schwingt er mit der ausgewählten Hauptwellenform und kleine Sägezahn-Schwebungen sind damit endlich möglich. Eine enorme Erweiterung des Klangspektrums! Echt komplexe Sounds sind immer noch nicht möglich und die Stimmarchitektur ist längst nicht so flexibel wie bei anderen Mitkonkurrenten (-> z.B. Doepfer MS404). Aber fetter und breiter macht der devote Oszillator allemal...
Den ebenfalls neu spendierten Verzerr-Effekt kann man eher als netten Bonus verstehen. Klar, der Effekt verzerrt. Aber Audio-Gourmets werden den ziemlich lahmen, dünnen Klang bemängeln. Da ist man dann doch von Röhrenverzerrungen und anderen netten Schweinereien verwöhnt und bei den stufenlos zumischbaren Kondensator-Verzerrer etwas enttäuscht. Trotzdem ist der Effekt sinnvoll, um schnellstmöglich einen A/B Vergleich zwischen verzerrt und sauber zu haben – wenn man sich für die Distortion entscheidet, kann man immer noch seine Lieblings-Tretmine raussuchen. Und wenn man keine Auswahl zwischen dutzenden Effektboxen hat, dann ist die gebotene Verzerrung immer noch besser, als überhaupt keine!

Die MK II bietet sich eher für modulierte Sounds an: Lange zwitschernde Acid-Lead-Sequencen. Durch die erweiterten Möglichkeiten kann man den Sound etwas besser definieren und einen nicht ganz so plakativen Charakter aufbürden. Und natürlich ist bei einer Modulation eine Midi-Steuerung ungeheuer komfortabel!

Im direkten 1:1 Vergleich (gleiche Bassline mit gleichen Ausgangswerten, geroutet auf identische Kanalzüge und mit gleicher EQ Bearbeitung) meiner beiden MBs fällt auf, daß die MK I lauter und voller tönt. Die MK II scheint etwas flacher auf der Brust zu sein und nicht ganz das Volumen der MK I zu erreichen. Verwunderlich, da doch beide Geräte weitestgehend baugleich sein sollen. Subjektiv ist dieser Unterschied aber klar wahrnehmbar.

Mein Tip: Kauft beide Bässe für‘s Rack! Gerade im Zusammenspiel von zwei MBs entstehen super dynamische, interessante Sequenzen, die jeden Dancefloor rocken und schocken. Und für weniger Geld ist so viel Spaß nicht kaufbar!



 
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