Der Bass Expander bedient sich einer komplett analogen Klangerzeugung. Wenn man mal den Silberfisch aufschraubt (...don’t try this at home!) wird man von einer Vielzahl von Transistoren, Widerständen und Drähtchen überrascht. In Zeiten von nativen DSP Systemen wirkt das superalt und überholt – zugleich aber auch faszinierend und geheimnisvoll. Mich persönlich spricht so etwas an, denn man kann bei analogen Bauteilen auch von deren Schwankungen ausgehen, die eine gewisse Lebendigkeit in den Klang bringen können – ein wirklich individuelles Klangbild wohnt jeder Analogbüchse inne.
Das Innenleben der MB wird durch nahezu die gleichen Elemente wie die echte TB-303 gesteuert. Nur der Sequenzer des Originals ist leider durch eine Midischnittstelle ersetzt worden. Leider gibt es keine Midi Thru Schnittstelle, die MB33 empfängt nur das Signal, leidet es aber nicht weiter. Schade, aber zu verkraften. Immerhin ist der MIDI-Kanal durch die vier Dip-Schalter frei wählbar (Klar: 4 x 4 Dip-Schalter ergibt die 16 Kombinationen für die entsprechenden 16 Midikanäle. Einfacher geht nicht!). Das Audiosignal wird durch einen Mono-Klinkenanschluß angeschlossen; es steht auch ein Audio-VCF-Eingang zur Verfügung, der externe Sounds direkt am OSC vorbei dem Filter zum Futtern vorsetzt.
Die stufenlos mischbaren Wellenformen (die Original TB-303 konnte nur Rechteck oder Sägezahn, die Wellen waren nicht mischbar!) muten ein wenig exotisch an: Denn beide Wellenformen stehen gleichzeitig zur Verfügung! Man kann also nur den Anteil der jeweiligen Wellenform bestimmen, ein echtes Waveshaping gibt es leider nicht! Die vom VCO gewonnenen Wellen laufen durch ein kraftvolles 24dB Filter. Das Filter ist in Cutoff, Resonance und ENV-Modulation regelbar und orientiert sich damit am „Original“. Regelbar ist auch noch die rudimentär vorhandene Hüllkurve: Decay und Accent stehen zur Verfügung. Dabei schaltet sich der Accent ab einem Midi-Velocity-Wert von 120 ein. Über Midi ist auch noch der Slideparameter steuerbar, der sich an der Notensetzung orientiert. Bei überlappenden Noten wird die Slide-Funktion eingeschaltet.
Im Endeffekt läßt sich die MB33 fast wie eine TB-303 bedienen. Identische Regler und ähnliche Parameter ließen damals Hunderte von Technojüngern zum Nachbau greifen. Allein durch den geschickt gewählten Namen (spätere Modelle von anderen Firmen waren sich da nicht zu schade, noch einen drauf zu setzen!) und die gleiche Benennung der Bedienelemente suggerierte MAM dem Zielpublikum „Acid-Sound zum Einsteigerpreis“. Denn die MB33 kostete bei Erstauslieferung gerade mal so um die 300DM.
Ein Kampfpreis.
Aber für was eignet sich eigentlich die 19“ Flunder und macht ein Acid-Bass-Synth nach der großen Acid-Euphorie überhaupt noch Sinn?
Eine TB-303 Emulation bekommt man mit der MB-33 allemal hin. 100% ist der TB-303 Sound in all seinen Schattierungen durch die MB-33 nicht zu reproduzieren. Gerade im Bereich „Selbstoszillation“ ist der Original-Japaner von Roland bissiger, während der Erlangener noch brav zwitschert. Trotzdem ist im Rahmen des Klangspektrums das authentische Acid-Feeling reproduzierbar und allemal für wenig Geld erreichbar. Sozusagen die Demokratisierung der Acid-Welle. Retro-Fans und Neu-Acid-Freaks werden ihre ersten „Aha“ Erlebnisse haben, genauso wie sich Technik-Fetischisten mal über einen auf den ersten Blick erklärenden Synth freuen dürften.
Durch den Wegfall des Sequenzers und die Zusammenführung von 303-Klangerzeuger und Midischnittstelle wurden aber auch ganz neue Einsatzgebiete für einen so minimalistischen Bassexpander erschlossen. Schnöde Bassbegleitung und komplexe Sequenzerfiguren sind ohne Komplikationen möglich und die MB-33 macht bei dieser Aufgabe eine sehr schlanke Figur. Deepe Off-Beat Bässe sind genauso im Poti-umdrehen gebastelt, wie die typischen 80er Jahre Italo-Disco Sägezähne. Leider ist man mit vier Oktaven Oszillator-Umfang etwas limitiert.
Aufgrund des wirklich druckreichen und vollen, warmen Sounds, benutze ich die MB33 mittlerweile als den „Brot-und-Butter-Bass“ im Studio. An den typischen Acid-Figuren habe ich mich mittlerweile überhört, die MK I nutze ich daher für unmodulierte Basslines, die eher das Bassfundament stützen und nicht ganz so weit vorne in der Aufmerksamkeit des Zuhörers stehen. Als Basisbass ist die MB33 angenehm hintergründlich und drängt einen Track nicht ganz so sehr seinen Charakter auf, wie es normalerweise bei den meisten TB-303 Produktionen der Fall ist.